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Sportartikelhandel: Totalausfall in den Wintersportdestinationen

Während die Wiedereröffnung des Handels mit 8. Februar vor allem für städtische Sportartikelhändler ein wichtiger Schritt war, bleibt die wirtschaftliche Situation für die Geschäfte in Tourismusgebieten unverändert angespannt. Die österreichische Sportartikelbranche ist heterogen, eng mit dem Tourismus verbunden und bedarf einer differenzierten Betrachtung. Das belegt nun eine Studie der SpEA SportsEconAustria unter der Leitung von Christian Helmenstein im Auftrag des Bundesgremiums Handel mit Mode und Freizeitartikeln in der Wirtschaftskammer Österreich.


Hohe Saisonabhängigkeit des Sportfachhandels: Wintersaison in Tourismusgebieten besonders wichtig


In touristischen Regionen gibt es rund 750 Sportartikelgeschäfte, schwerpunktmäßig im Westen Österreichs. Diese sind fast ausschließlich familiengeführte Einzelunternehmen (94 Prozent), die 2019 für etwa 963 Millionen Euro Umsatz standen. Das ist fast die Hälfte (44 Prozent) der gesamten Einnahmen des Sportfachhandels in Österreich (2,2 Milliarden Euro). Wichtig ist dabei hervorzuheben, dass die touristischen Sportfachhändler mindestens 65 Prozent ihres Umsatzes allein in den Monaten Dezember bis März erwirtschaften. „Neben der Hotellerie und der Seilbahnwirtschaft ist der Sportartikelhandel der dritte wesentliche Faktor im touristischen Dienstleistungsnetzwerk“, unterstreicht Helmenstein.



Vier von fünf Betrieben würden die Wintersaison 2020/21 ohne externe Hilfen nicht überstehen


Die Umsätze aus den touristischen Herkunftsländern Deutschland, Niederlande und England machen über 70 Prozent des Umsatzes der Sporthändler in touristischen Gebieten aus. Neben dem Sportartikelhandel selbst sind die Vermietung, Services und Skidepots Hauptumsatzbringer und überlebenswichtiger Bestandteil ihres Geschäfts. Bereits im ersten Corona-Jahr 2020 ist der Umsatz dieser Händler um durchschnittlich 37 Prozent eingebrochen, der Gewinn um 70 Prozent.


„Hier ist das erste Quartal 2021 nicht einberechnet und mittlerweile ist klar: ohne Auslandstourismus ist praktisch von einem Totalausfall der Wintersaison und den Umsätzen in den wichtigsten Monaten des Jahres zu sprechen. Laut unseren aktuellen Zahlen von den touristischen Sportartikelhändlern beträgt das Umsatzminus seit Jahresbeginn 2021 bis zu 95 Prozent“, konkretisiert Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich.


Das stellt diese Familienbetriebe vor ein Worst-Case-Szenario. „Unsere Umfrage zeigt: Fünf von sechs Unternehmen in touristischen Gebieten würden die Pandemie ohne Unterstützung seitens der öffentlichen Hand, der Kreditinstitute und/oder der Eigentümerfamilien nicht überstehen“, ergänzt Helmenstein.



Rasche und unbürokratische Auszahlung der Hilfsgelder


Das wichtigste Datum für die Sportfachhändler in den Tourismusgebieten war daher nicht die Öffnung am 8. Februar, sondern der 16. Februar. Seit diesem Tag ist der Ausfallbonus zu beantragen, der ein zentrales Instrument ist, um die touristischen Sportfachhändler zu retten, zumindest über diese Wintersaison: er ist nicht an die Öffnung des Geschäftes gekoppelt und inkludiert auch Ski-Verleih, Service und Depot, die bisher in den Wirtschaftshilfen und bei der Regelung der indirekt betroffenen Branchen nicht ausreichend berücksichtigt wurden.


„Allerdings brauchen diese Familienbetriebe unbedingt jetzt das Geld am Konto, die Liquiditätsengpässe sind aktuell dramatisch. Mehr als 70 Prozent der Händler haben bereits auf private Rücklagen zurückgegriffen oder zusätzliche Kredite aufgenommen, es zählt jeder Tag“, appelliert Nendwich für eine unbürokratische und rasche Auszahlung der Hilfsgelder.



Negative Effekte auf die gesamte der Wintersport-Wirtschaft unbedingt vermeiden


Die fehlende Liquidität bei den Händlern wird auch geringere Bestellungen bei der Industrie für die Saison 2021/22 zur Folge haben. Auf jeden Euro, der im touristischen Sportfachhandel umgesetzt wird, kommen laut der aktuellen SpEA-Studie 43 Cent in vor- und nachgelagerten Branchen. Die Situation im Sportartikelhandel hat damit einen unmittelbaren Effekt auf die Wertschöpfung der Ski-Industrie und vieler Tourismusgemeinden in Österreich. Österreich lag bislang mit einem Absatz (Vor-Corona-Saison 2019/20) von 444.907 Paar Ski (Alpin & Touren-Ski) auf Platz zwei hinter den USA. Haupt-Abnehmer der heimischen Ski-Industrie ist der touristische Sportartikelhandel.


Wir müssen einen negativen Dominoeffekt auf unsere Weltmarktführer aus der österreichischen Ski-Industrie unbedingt vermeiden – sonst droht auch hier der Verlust von heimischer Wertschöpfung und Arbeitsplätzen“, warnt Nendwich abschließend. #

 
 

Foto: pixabay | Text: SpEA

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