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Worst-Case-Szenario abgewendet: Österreichischer Sportfachhandel erhält Umsatzersatz von 40 Prozent
In einem offenen Brief an die Regierung schlugen letzte Woche die Branchenvertreter des Sportfachhandels Alarm und forderten einen „angemessenen Umsatzersatz“ für sich ein – und das mit Erfolg. In der kürzlich veröffentlichten Verordnung des Bundesministeriums für Finanzen über die Gewährung eines Lockdown-Umsatzersatzes wird der Sportfachhandel mit 40 Prozent angeführt.

Die Bundesregierung hat die in den letzten Tagen laut gewordenen Rufe der tausenden Familienunternehmen, deren Umsatz zu großen Teilen direkt vom Tourismus abhängig ist, gehört. Bis zuletzt wurde für die Sportartikelbranche nur ein Umsatzersatz von 20 Prozent kolportiert, was für zahlreiche Unternehmen existenzbedrohend gewesen wäre. Das Winter- und Weihnachtsgeschäft macht bis zu 70 Prozent des Umsatzes der touristischen Sportfachhändler aus. Davon wiederum werden 30 Prozent mit Ski-Verleih und Service verdient. Diese Umsätze fallen komplett weg und können auch nicht mehr aufgeholt werden.
Der Sportfachhandel in und aus Österreich genießt in Europa eine einzigartige Stellung. In kaum einem europäischen Land setzen so viele Menschen auf kompetente Beratung im Fachgeschäft wie hierzulande. Der Fachhandel hatte 2019 mit einem Umsatz von 2,04 Milliarden Euro einen Anteil von 73,6 Prozent des Gesamtumsatzes mit Sportartikeln. Die durchschnittlichen Ausgaben pro Einwohner liegen bei 312 Euro im Jahr – das ist nirgendwo anders in Europa so. Und gewährleistet die Existenz von kleinen, hoch spezialisierten Traditionsbetrieben.
Lebensnotwendige Unterstützungs-Maßnahme für Familienunternehmen
„Die Bundesregierung setzt mit den 40 Prozent-Umsatzersatz einen ersten wichtigen Schritt zur Erhaltung der Diversität der österreichischen Sportartikelbranche, eine Spaltung wäre fatal gewesen. Dafür möchte ich mich im Namen aller Betroffener bedanken, die jetzt zumindest kurz aufatmen können“, so Michael Nendwich, Sprecher für den Sportfachhandel in der Wirtschaftskammer Österreich.
In den letzten Tagen hat die gesamte Sportartikelbranche in einen noch nie dagewesenen Schulterschluss über Unternehmensgrenzen hinweg erlebt: INTERSPORT, SPORT 2000, Bründl Sports und die Österreichische Skiindustrie (Atomic, Fischer, Head und Blizzard) sind hier unter Federführung des VSSÖ vorangegangen. Es wurde unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass 6.500 Beschäftigte im Sportartikelhandel in Österreich direkt vom Wintertourismus abhängig sind und diese Unternehmen einen angemessenen Umsatzersatz zum wirtschaftlichen Überleben in den nächsten Monaten benötigen.
„Der österreichische Sportartikelhandel lebt von der qualifizierten, persönlichen Beratung in spezialisierten, familiengeführten Fachgeschäften. Für jene Betriebe in Tourismusgebieten, die etwa 70 Prozent ihres Jahresumsatzes in den kommenden vier Monaten erzielen, ist der Umsatzersatz lebensnotwendig. Wir schätzen es, dass die Rufe unserer Händler gehört wurden“, so Thorsten Schmitz (INTERSPORT) und Holger Schwarting (SPORT 2000) unisono.
Die kommenden Monate entscheiden
Gleichzeitig bleiben natürlich noch viele Unsicherheiten und Hürden für die Händler. „Die kommenden Wochen und Monate sind für den Sportartikelhandel und die Sportindustrie entscheidend. Der Umsatz ist direkt vom Tourismus und der Seilbahnwirtschaft abhängig. Das größte Fragezeichen und Damokles-Schwert für uns ist, wann die Grenzen zu den touristischen Herkunftsmärkte und die Seilbahnen wieder geöffnet werden können“, blicken Christoph Bründl, Geschäftsführer Bründl Sports, und Wolfgang Mayrhofer, Sprecher der Skiindustrie und CEO bei Atomic, nach wie vor sorgenvoll auf den kommenden Winter.
„Wir müssen davon ausgehen, dass es in den nächsten Monaten noch weitere gezielte Unterstützungsleistungen für den Sportfachhandel und die Sportindustrie geben muss, um Kollateralschäden zu verhindern. Diese Herausforderung werden wir nur gemeinsam stemmen können, daher sind wir dankbar für den Dialog mit den verantwortlichen politischen Entscheidungsträgern und möchten diesen auf alle Fälle weiter aufrecht erhalten“, so VSSÖ-Präsident Gernot Kellermayr abschließend.

Text: VSSÖ | Foto: INTERSPORT AUSTRIA | Grafiken: VSSÖ